14.07.2014 15:20
Cornelius Obier im Interview des Deutschen Heilbäderverbandes
Die Ergebnisse zu Modul 1 der Kompetenzanalyse der Heilbäder und Kurorte liegen vor. Im Interview mit dem Deutschen Heilbäderverband e.V. zieht Geschäftsführer Cornelius Obier ein Ressüme und gibt Ausblick in die zukünftige Marktforschung zum Gesundheitstourismus.
Sehr geehrter Herr Obier,
mit dem Startschuss auf der ITB2013 konnte die Kompetenzanalyse
der Heilbäder und Kurorte in Deutschland in Zusammenarbeit mit KECK MEDICAL und
der FH Westküste erfolgreich durch Project M abgeschlossen werden. In der
ersten Stufe wurde im Herbst 2013 mit der Bearbeitung des Moduls 1 – „Health
Brand“ begonnen. Über 100 Heilbäder und Kurorte haben deutschlandweit an dieser
repräsentativen Studie teilgenommen.
Wie zufrieden sind Sie mit der Teilnahme der Heilbäder und Kurorte? Was bedeutet dies für die weiteren Module – „Health Marketing“ und „Health Infra“?
Bei der Studie „Health Brand“ handelt es sich um die erste Stufe der dreiteiligen Studienreihe „Kompetenzanalyse der Heilbäder und Kurorte in Deutschland“. Die beiden nächsten Teile „Health Marketing“ und „Health Infra“ folgen in den kommenden eineinhalb Jahren. Für die Orte werden dann umfassende Daten und Informationen vorliegen, die eine Gesamtbewertung und zukunftsorientierte Ausrichtung der einzelnen Orte möglich werden lässt.
Wir sind mit der bisherigen Beteiligung an der ersten Stufe „Health Brand“ zufrieden. Insgesamt wurden in 14.500 Interviews Daten für 104 führende Heilbäder und Kurorte erhoben. 56 Orte haben die Daten in Form eines umfassenden Berichtsbandes bereits von uns erworben. Für weitere 48 Orte stehen also noch Daten bereit. Wir werden auf diese Orte zugehen und Ihnen die Nutzung der Daten ermöglichen.
Hatten Sie in bestimmten Momenten Zweifel, dass diese Studie nicht bei den Orten ankommt?
Natürlich waren wir uns nicht sicher, wie die Studie aufgenommen wird. Schließlich handelt es sich um ein völlig neues Marktforschungsinstrument, dessen Nutzen man zunächst kennen lernen muss. Darüber hinaus gibt es ja immer auch Befürchtungen, dass nicht nur angenehme Wahrheiten auf den Tisch kommen. Bei einigen Orten mussten wir erst einmal Vorbehalte abbauen. Wir legen zum Beispiel allergrößten Wert darauf, dass die individuellen Daten der Orte nicht öffentlich gemacht werden. Auch Rankings werden nicht veröffentlicht, diese führen erfahrungsgemäß oft zu Missverständnissen. Wir wollen, dass die Orte unvoreingenommen und sachorientiert mit den Daten und Informationen arbeiten können.
Gibt es Orte in Ihrer Analyse, wo die derzeitige Marktpositionierung überhaupt nicht dem entspricht, wofür man den Ort eigentlich wahrnehmen sollte? Wenn ja, wie kann man diesen Orten helfen?
Teilweise ist es den Orten nicht gelungen, ihre Profile wirklich in den Quellmärkten und bei den Zielgruppen zu platzieren, die sie im Fokus hatten. Sehr häufig können wir mit den Daten aus „Health Brand“ jedoch auch nicht genutzte regionale Marktpotenziale oder Potenziale in verschiedenen Zielgruppen aufzeigen. Das ist natürlich für die Orte wirklich Gold wert.
Nach dem erfolgreichen Projekt des „Innovativen Gesundheitstourismus in Deutschland“ im Jahr 2011, bietet die Kompetenzanalyse ein individuell zugeschnittenes Grundgerüst für die teilnehmenden Heilbäder und Kurorte. Wie sieht es denn im Allgemeinen mit der Sympathie zu den Orten aus Sicht der Bevölkerung aus?
Gesundheit steht in der Werteskala der Deutschen in einer neuen Untersuchung an Nr. 1. Die Heilbäder und Kurorte in Deutschland werden insbesondere von den Kennern sehr positiv bewertet. Ihnen wird über den Status eines Heilbades bzw. Kurortes per se bereits eine höhere touristische Grundkompetenz zugeschrieben, als Orten ohne Prädikat. Das gilt nicht nur für Gesundheitstourismus im engeren Sinne, sondern Aktiv- und Erholungstourismus insgesamt. Bei diesen Urlaubsformen schwingt ja auch oft der Wunsch mit, „nebenbei“ etwas Gutes für die Gesundheit tun zu wollen. Das können die Heilbäder und Kurorte über ihre grundsätzliche Kompetenzzuschreibung perfekt abbilden.
Wo sehen Sie im Bereich der gesundheitstouristischen Marktforschung erhebliches Potential?
Wir glauben, dass im Markt eine wirkliche Marktstudie zum Gesundheitstourismus insgesamt fehlt. Also eine Erhebung, die über die Heilbäder und Kurorte hinaus geht und die Marktpotenziale in verschiedenen gesundheitstouristischen Märkten aufzeigt. Daher haben wir in der PROJECT M Studienreihe nach der Wanderstudie, die wir dieses Jahr mit dem Deutschen Wanderverband veröffentlich haben, eine neue Studie angeschoben. Im Herbst 2014 soll unsere neue Marktstudie „Gesundheitstourismus in Deutschland“ erscheinen. Die Datenerhebung ist bereits abgeschlossen. Da ich die Ergebnisse bereits in Auszügen kenne, kann ich einige unerwartete und höchst interessante Ergebnisse versprechen.
Der Deutsche Heilbäderverband e.V. verfolgt nun seit gut einem Jahr einen professionellen Markenprozess, um das ganzheitliche Image der „Kur“ in der Öffentlichkeit zu verbessern und zu verjüngen. Wie sehen Sie das Zukunftspotential der Orte?
Wir sehen hier zwei Ansätze: Das eine ist die Imagekampagne für die „Kur“. Diese Aufgabe hat sich der DHV vorgenommen. Die Studie „Health Brand“ macht die Potenziale der Heilbäder und Kurorte deutlich. Klar wird, dass die Heilbäder und Kurorte eine ausgeprägte Kompetenzzuschreibung für verschiedenste Urlaubs- und Reiseformen im Gesundheitstourismus im engeren und weiteren Sinne haben. Die Zukunftschancen vieler Heilbäder und Kurorte sind daher gut. Man muss jedoch auch deutlich sagen: Das gilt nicht für alle der über 350 Heilbäder und Kurorte in Deutschland gleichermaßen. Manche stehen mit dem Rücken zur Wand, andere haben den Strukturwandel bereits erfolgreich bewältigt. Deren Stern glänzt heute umso heller. Wir glauben, dass wir mit unserer dreiteiligen Studie einen wichtigen Beitrag zur Zukunftssicherung der Heilbäder und Kurorte leisten können.
Wir bedanken uns ganz herzlich bei Ihnen und wünschen Ihnen einen erfolgreichen Umzug in die neue Geschäftsstelle nach Hamburg.